Nightline hört zu
Es ist ein Zuhörtelefon, kein Sorgentelefon, darauf legt der Verein Nightline Münster
e. V. großen Wert. Das Angebot ist von Studierenden für Studierende. "Es muss nicht
die große Krise in einer Beziehung oder der Prüfungsstress sein. Uns kann man auch
anrufen, wenn man nur mal mit jemandem reden möchte", erklärt Yannick Janßen, der
Sprecher von Nightline. Die Hemmschwelle, bei Nightline anzurufen, soll niedrig sein.
Den Anrufern wird absolute Vertraulichkeit zugesichert. Die Nightline - 0251/8345400
- ist täglich außer samstags von 21 bis 1 Uhr erreichbar.
nightline-muenster.de
Würdevoller Abschied
Nicht jeder Mensch wird von Familie oder Freunden auf dem letzten Weg begleitet. Im
Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum wurde daher das Projekt "Bei uns
geht keiner allein" initiiert, wodurch Patienten auf der Intensivstation ein würdevolles
Sterben ermöglicht werden soll. Dazu gehört es, Patienten möglichst in einem Einzelzimmer
in einer ruhigen Umgebung ohne ständiges "Gepiepse" unterzubringen oder zumindest
mittels Kopfhörer eine angemessene Atmosphäre zu schaffen, um so die Dauer-Geräusche
der Überwachungsgeräte in den Hintergrund zu drängen. Zusätzlich übernehmen Freiwillige
ehrenamtlich eine Sterbebegleitung. Ein Dutzend Klinikmitarbeiter hat sich bereits
in einen eigens dafür angelegten Google-Kalender an den Tagen eingetragen, an denen
sie zur Verfügung stehen. Involviert in das Projekt sind Seelsorger und Psychoonkologen
des Hauses, die den Sterbebegleitern auf Wunsch helfen, die Erlebnisse zu verarbeiten.
kk-bochum.de
OP-Besteck in Echtzeit verfolgen
Nutzung, Reinigung, Sterilisierung, Prüfung, Verteilung: OP-Bestecke sind in Krankenhäusern
ständig in einem Kreislauf unterwegs. Komplette Sets für Eingriffe werden in Sieben
zusammengestellt und transportiert - mit Fehlerraten von bis zu 30%, sodass bei Operationen
improvisiert werden muss, indem zum Beispiel Teile aus anderen Sieben entnommen werden,
die dadurch wiederum für folgende Eingriffe nicht zur Verfügung stehen. Dank eines
winzigen Funketiketts soll jedes OP-Besteck nun jederzeit online auffindbar sein.
Die Technik dafür entwickelt ein Konsortium aus Krankenhäusern und Unternehmen im
Projekt "Digitales Abbild des Sterilgutkreislaufs mittels Transpondertechnik" (DAST).
Es wird mit rund 2,3 Millionen Euro für drei Jahre aus dem Fonds für regionale Entwicklung
der Europäischen Union, im Rahmen des Leitmarktes Gesundheit.NRW, durch die EU und
das Land NRW gefördert. Die Uniklinik Köln unterstützt als Projektpartner unter anderem
dabei, die Anforderungen für die praktische Arbeit mit gechiptem OP-Besteck zu ermitteln,
das Gesamtkonzept zu entwickeln sowie den optimierten Prozess im Sterilgutkreislauf
zu simulieren und zu evaluieren.
Nach Informationen der Uniklinik Köln
Covid-19 Risikogruppen
Maßnahmen wissen-schaftlich analysieren
Derzeit wird seitens der Bundesregierung mit Hochdruck an dem Ausstiegskonzept aus
dem Maßnahmenpaket zur sozialen Distanz im Rahmen der COVID-19-Pandemie gearbeitet.
Aufgrund des erhöhten Sterberisikos sollen alte und chronisch kranke Menschen weiterhin
die Kontakte einschränken und zu Hause bleiben. Diese Maßnahmen bedürfen einer sorgfältigen
wissenschaftlichen Dokumentation, um nach der Pandemie deren Nutzen und Schaden analysieren
zu können.
Aus Angst vor Übertragung haben sich Pflegeheime inzwischen mehrheitlich von der Außenwelt
abgeschottet. Es gilt ein striktes Besuchsverbot für Angehörige und Freunde, während
das Personal aber täglich von außen zugeht und in deutlich engerem Kontakt mit den
Bewohnern steht und so selbst zum Risiko wird. Dies trifft auch auf die ambulante
Pflege zu. Aufgrund der geschlossenen Grenzen, Quarantäne und Furcht kommt es zu erheblichen
Engpässen in der häuslichen Begleitung von Pflegebedürftigen.
Das QUEST Center (Quality, Ethics, Open Science, Translation) fordert deshalb zusammen
mit dem Deutschen Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. und der Akademie für Ethik
in der Medizin, die Auswirkungen und gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen
Folgen der ergriffenen Maßnahmen zu untersuchen. Es müssten Modelle entwickelt und
erprobt werden, die die älteren und vulnerablen Gruppen schützen könnten, ohne den
Zugang zu ihren Angehörigen und Vertrauten zu beschneiden und sie dem Risiko ständig
wechselnder und schlecht geschützter Pflegender auszusetzen. Eine politikunabhängige,
prospektiv geplante Begleitforschung der verordneten Maßnahmen sei aber unerlässlich,
ansonsten handele es sich hierbei um ein nationenweites unkontrolliertes Experiment,
so die Wissenschaftler. (dik)
ebm-netzwerk.de
Mit Kompass und Sextant in die Generalistik
"Leinen los, auf in die neue Pflegeausbildung" war die Fachtagung des NEKSA-Projekts
betitelt und die aus der Seefahrt entliehene Metaphorik zog sich durch das gesamte
Programm der zweitägigen Veranstaltung, die an der BTU Cottbus stattfand und von Pflegelehrern
und Praxisanleitern aus ganz Deutschland besucht wurde. NEKSA steht für "Neu kreieren
statt addieren"; es ist ein Projekt, das die Pflegeschulen Brandenburgs bei der Einführung
der generalistischen Pflegeausbildung unterstützen soll.
NEKSA wird mit Mitteln des Landes Brandenburg finanziert und gibt den Pflegeschulen
Hilfe bei der curricularen Umsetzung der bundesweit geltenden Rahmenpläne, die von
einer 11-köpfigen Fachkommission ("Elferrat") auf Grundlage des Pflegeberufegesetzes
und der Pflegeausbildungs- und Prüfungsverordnung erstellt wurde. Außerdem kommt NEKSA
die Aufgabe zu, die Einführung der Generalistik mit wissenschaftlichen Studien zu
flankieren. So hat man bei einer qualitativen Studie drei verschiedene Positionen
der Schulleitungen der Pflegeschulen zur Generalistik identifizieren können: 1. Skepsis,
2. besorgte Aufgeschlossenheit ("Ich will die Generalistik, doch wie hole ich die
Kollegen ins Boot?"), 3. optimistische Aufbruchstimmung.
Optimismus ist gefragt
Um der Skepsis einiger Schulleitungen eine gehörige Portion Optimismus entgegenzusetzen,
gab es zahlreiche aufschlussreiche Vorträge und Foren, eine Pinnwand für offene Fragen
und Einsichten sowie ein im Laufe der Veranstaltung gestaltetes Plakat, das den Verlauf
des Diskurses nachbildete.
Jörg Meyer und Andreas Mayer vom Bildungszentrum Gesundheit Zentralschweiz in Luzern
berichteten vom Schweizer Rahmenplan für die Pflegeausbildung, der viele Ähnlichkeiten
zu den deutschen Rahmenplänen aufweist. Die Kernpunkte der deutschen Rahmenpläne erläuterte
die Vorsitzende der Fachkommission Prof. Gertrud Hundenborn: Kompetenzerwerb für die
Pflege von Menschen aller Altersstufen, Entwicklung der eigenen Identität, eine enge
Lernortkooperation, Handlungsorientierung, Situationsorientierung und ein spiralförmiges
Curriculum, bei dem sich allmählich die Komplexität der Situationen und die Kompetenzniveaus
systematisch steigern. Die curricularen Einheiten beginnen jeweils mit einer konkreten
Situation, also einer Beschreibung einer Begebenheit aus dem Pflegealltag von einer
Pflegenden oder einem Pflegeempfänger.
Aus der Praxis
In den Foren wurden verschiedene dieser Ausgangssituationen vorgestellt. Ein Beispiel
hierfür ist die Ausgangssituation für den Unterricht zur Vorbereitung des Psychiatrieeinsatzes,
die sich wirklich so ereignet hat: Eine Schülerin hat ihren ersten Dienst in der Psychiatrie,
kennt sich kaum aus, wird nicht adäquat eingelernt und wird von einem schizophrenen
Patienten, der wahnhaft zunächst sich einem Feuer ausgesetzt fühlt, später eine Bombe
fürchtet, angefasst und durchgeschüttelt. An diese Fallbeschreibung kann man sehr
viele Themen wie an einen Kleiderständer anhängen: Krankheitsbild der Schizophrenie,
psychiatrische Konzepte, Deeskalation, Reagieren in Notfallsituationen, Einarbeitungskonzept,
Fallsupervision und nicht zuletzt rechtliche Aspekte. Durch eine einzige Situation
hat man Stoff für eine ganze Woche Unterricht. Schön an diesem didaktischen Konzept
ist, dass hier eine bisher unbekannte, enge Verzahnung von Praxis und Theorie hergestellt
wird, weil die Lernsituationen aus dem Berufsalltag gegriffen wurden, denn dieser
Fall aus der Psychiatrie stammt aus einem Unterricht, in dem Schüler der Gesundheits-
und Krankenpflege berufstypische Belastungen schildern sollten.
Tritt medizinisches Wissen in den Hintergrund?
Insgesamt entsteht der Eindruck, dass die generalistische Ausbildung einen deutlichen
Schwerpunkt auf Psychologie und Kommunikation legt und das medizinische Fachwissen,
deren Aneignung lange Zeit die Pflegeausbildung dominierte, nun etwas in den Hintergrund
tritt. Eine weitere Emanzipation der Pflegenden von der Ärzteschaft ist durch das
Pflegeberufegesetz vorgegeben, denn darin werden Tätigkeiten bestimmt, die nur den
Pflegenden vorbehalten sind.
Die Fachtagung diente nicht nur der Information und Unterstützung der Verunsicherten,
sondern machte Mut und erzeugte Aufgeschlossenheit gegenüber den Reformen; Frau Hundenborn
hatte Recht, als sie den ersten Passus aus dem "Kölner Grundgesetz" zitierte: "Et
es wie et es" (Es ist so, wie es ist). Erst mal bleibt uns gar nichts anderes übrig,
als uns mit dem Pflegeberufereformgesetz irgendwie anzufreunden; in spätestens fünf
Jahren soll die Generalistik von der Fachkommission einer Revision unterzogen werden,
so dass immer noch Änderungen vorgenommen werden können, wenn die Neuerungen so überhaupt
gar nicht funktionieren würden. Warten wir es ab! Markus Hieber
Fachtagung "Leinen los - auf in die neue Pflegeausbildung. Inspirationen durch das
Projekt Neksa"; Cottbus 27./28.02.2020