Zusammenfassung. Hintergrund: Die Zahl der gerichtlich in der Entziehungsanstalt nach § 64 StGB Untergebrachten steigt seit Jahren. Gerichte werden dabei regelmäßig durch forensisch-psychiatrische Sachverständige beraten, für die die Auseinandersetzung mit den Voraussetzungen entsprechender Unterbringungsanordnungen mittlerweile ebenfalls zum Tagesgeschäft gehört. Zugleich stellt die Vielzahl und Komplexität dieser Eingangsvoraussetzungen eine besondere Herausforderung dar, während zur Erstellung entsprechender Eingangsgutachten bislang kein Leitfaden vorliegt. Zielsetzung: Der Beitrag kombiniert die juristische mit der praktischen Perspektive und leitet daraus konkrete Hinweise für gutachterliche Sachverständige ab, wie bei der Erstellung eines Gutachtens vorgegangen werden könnte, damit das Gericht alle nötigen Anknüpfungspunkte erhält, um über die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt zu entscheiden. Methodik: Narrative Übersicht über empirische Literatur, Gesetzgebung und Rechtsprechung. Ergebnisse: Neben der Besonderheit einer qualifiziert negativen Risikoprognose, die auf die Begehung von Straftaten im Kontext eines Hanges zum Suchtmittelkonsum im Übermaß zu beziehen ist, stellt insbesondere die Einschätzung zum Vorliegen einer „hinreichend konkreten“ Erfolgsaussicht der Behandlung Sachverständige vor eine Herausforderung. Auch darüber können jedoch unter Einbezug der Faktoren Dissozialität und/oder kriminelle Vorbelastung, motivationaler Aspekte und der Analyse personaler und sozialer Ressourcen Aussagen getroffen werden. Schlussfolgerungen: Forensisch-psychiatrische Sachverständige haben bezüglich des § 64 StGB einen sehr großen Einfluss auf die gerichtliche Entscheidung. Die Beachtung der hier formulierten Hinweise dürfte die Gutachtenerstellung erleichtern und Missverständnissen zwischen Gericht und Sachverständigen vorbeugen.
Abstract. Background: The number of those judicially detained in a rehabilitation facility according to sect. 64 of the German Criminal Code (StGB) has been increasing for years. Courts are regularly advised by forensic-psychiatric experts, for whom the examination of the requirements for admission to such facilities is now also part of their daily business. At the same time, the large number and complexity of these requirements represent a particular challenge, as there are no guidelines available for carrying out these assessments. Aim: This article draws together legal and practical perspectives and offers recommendations for forensic-psychiatric experts on how to proceed when carrying out such assessments to ensure the court has all the necessary information to decide about admission to a rehabilitation facility. Methods: Narrative overview of empirical literature, legislation and jurisdiction. Results: Identifying a ‚sufficiently substantial‘ prospect of treatment success poses a particular challenge for experts, especially as there is need for a qualified negative risk prognosis, which is to be related to committing crimes in the context of a tendency for excessive substance use. However, statements made on this basis need to take into account factors such as antisocial behaviour and /or previous contacts with the criminal justice system, motivational aspects as well as the analysis of personal and social resources. Conclusions: Psychiatric experts have a substantial influence on the judicial decisionmaking process according to sect. 64 of the German Criminal Code (StGB). Taking into account the recommendations offered in this paper could support experts in carrying out comprehensive assessments for the court and prevent misunderstandings.