Zusammenfassung. Um dem hohen Bedarf an traumafokussierten Interventionen für traumatisierte Kinder und Jugendliche gerecht zu werden, wurden in den letzten Jahren gestufte Versorgungsansätze mit niedrigschwelligen (Gruppen-)Interventionen als Lösung der Versorgungslücke vorgeschlagen und zunehmend wissenschaftlich evaluiert. Im vorliegenden Beitrag wird eine Studie zur differenziellen Wirksamkeit der traumafokussierten Gruppenmaßnahme „Mein Weg“ vorgestellt, die auf Jugendliche mit Fluchterfahrung abzielt. Neben der Häufigkeit des Auftretens von nicht-suizidalem selbstverletzendem Verhalten (NSSV) und Suizidgedanken und -handlungen wird ermittelt, ob dies die Posttraumatischen Suizidgedanken, die Posttraumatischen Stresssymptome (PTSS) und die depressive Symptomatik bei Jugendlichen, die an der „Mein Weg“-Maßnahme teilnahmen, beeinflusst haben. An der Studie nahmen insgesamt N = 99 fast ausschließlich männliche Jugendliche im Alter von 14 bis 19 Jahren teil. Die Jugendlichen füllten zu mehreren Erhebungszeitpunkten Fragebögen zur entsprechenden Symptomatik (CATS und PHQ-9) aus. Die Ergebnisse zeigen, dass 44.4 % der Jugendlichen von NSSV und Suizidalität berichten. Die Symptomverläufe der Gruppen unterscheiden sich zu keinem Messzeitpunkt signifikant voneinander. Es wird daraus geschlossen, dass Jugendliche mit und ohne NSSV und Suizidalität in Hinblick auf PTSS und depressive Symptome gleichermaßen von der Maßnahme profitieren.
Abstract. In order to meet the high demand for trauma-focused interventions for traumatized children and adolescents, stepped-care approaches with low-threshold (group) interventions have been proposed in recent years as a solution to fill in the gap in mental health care. Furthermore, they have been increasingly scientifically evaluated. This manuscript presents a study on the differential effectiveness of the trauma-focused group intervention „Mein Weg“, which is aimed at young refugees. In addition to the assessment of the frequency of non-suicidal self-injurious behaviour (NSSV) and suicidal thoughts and actions, we examined wether they have an influence on these thoughts influenced post-traumatic stress symptoms (PTSS) and depressive symptoms in adolescents who participated in the „Mein Weg“ intervention. A total number of N = 99 almost exclusively male adolescents aged 14 to 19 participated in the study. The adolescents completed questionnaires on the corresponding symptoms (CATS and PHQ-9) at several points in time. The results show that 44.4 % of adolescents report NSSV and suicidal tendencies. The symptoms of the groups did not differ significantly from each other at any time. Therefore, it can be concluded that adolescents with and without NSSV and suicidal tendencies benefit equally well from the intervention regarding PTSS and depressive symptoms.