Remote Take-Home-Prüfungen, also schriftliche Prüfungen die über einen eher kürzeren Zeitraum (einige Stunden) von Studierenden außerhalb der Universität bearbeitet und typischerweise online zur Korrektur und Bewertung eingereicht werden, waren eine Möglichkeit, Prüfungen für größere Studierendenkohorten unter Pandemiebedingungen zu ermöglichen. Solche Take-Home-Exams können naturgemäß nur sinnvoll als Open-Book-Prüfung (alle Resourcen und Materialen sind erlaubt) bzw. sogar als Open-Web-Prüfung (auch die Internetbenutzung ist gestattet) durchgeführt werden und kommen dann ohne Videofernüberwachung bzw. Proctoring aus. Um Plagiate zu vermeiden und die Integrität der Prüfung sicherzustellen, müssen teilnehmende Studierende eine Eigenständigkeitserklärung abgeben. Außerdem werden individualisierte, „internet-feste“ bzw. „nicht-googlebare“, kompetenzorientierte und anwendungsbezogene Aufgabenformate benötigt.
Im Vortrag berichtet Mathias Magdowski von der Otto-von-Guericke-Universtität Magdeburg von einer solchen Prüfung im Wintersemester 2020/2021 in einer ingenieurwissenschaftlichen Lehrveranstaltung zu den Grundlagen der Elektrotechnik. Dabei wird auf die Konzeption der Prüfung im Sinne des Constructive Alignment entsprechend den Lernzielen der Lehrveranstaltung und einer Vergleichbarkeit der Prüfungsleistung zu vorherigen Jahrgängen eingegangen, in denen die Prüfungen vor der Pandemie als beaufsichtigte Präsenzklausuren durchgeführt wurden. Demgegenüber wurden die Aufgabenblätter für die Take-Home-Prüfung individualisiert, d.h. jede(r) Teilnehmer*in bekam eigene Aufgaben, die aber in der Schwierigkeit, im Umfang und in den Themenbereichen vergleichbar waren. Dies setzt natürlich einen großen Prüfungsaufgabenkatalog voraus und treibt den Zeitaufwand für die Korrektur in die Höhe, ermöglicht aber in den handschriftlichen Lösungen der Studierenden eine sehr einfache Nachvollziehbarkeit des Ansatzes und Rechenweges sowie der Zwischen- und Endergebnisse. Gegenüber reinen Multiple-Choice- oder Zahlenwert-und-Einheit-Aufgaben können die Studierenden auch sehr einfach Formeln schreiben, Schaltbilder zeichnen oder Diagramme skizzieren, mit denen sich viele Fehlkonzepte sicher aufdecken lassen.
Im Vortrag wird neben der Konzeption und Vorbereitung der Prüfung auch auf deren konkrete Durchführung, den Versand der Prüfungsaufgaben an die Studierenden, die Online-Einreichung ihrer Lösungen sowie die anschließende Korrektur, Bewertung, Online-Einsichtnahme und Archivierung der Prüfung eingegangen. Weiterhin werden einige Erfahrungen, Erkenntnisse und Kuriosa diskutiert, die zu einer Weiterentwicklung und Nutzung solcher Prüfungsformate auch außerhalb von präsenzeinschränkenden Pandemiezeiten beitragen. Wichtigste Erkenntnis zur Überzeugung von ingenieurwissenschaftlichen Prüfenden, die einer Open-Book- oder Take-Home-Prüfung eher mit kritischen Bedenken gegenüberstehen, ist die Tatsache, dass sich die Notenverteilung bzw. die Verteilung der Gesamtpunktzahl gegenüber traditionellen Präsenzklausuren mit sehr ähnlichen Aufgaben kaum ändert.
Remote take-home exams, i.e., written exams administered over a rather shorter period of time (a few hours) by students outside the university and typically submitted online for correction and grading, have been one way to facilitate exams for larger student cohorts under pandemic conditions. By their very nature, such take-home exams can only be reasonably conducted as open-book exams (all resources and materials are permitted) or even open-web exams (Internet use is also permitted) and then do not require remote video monitoring or proctoring. To avoid plagiarism and to ensure the integrity of the exam, participating students must submit a declaration of independence. In addition, individualized, "internet-fixed" or "non-googleable", competence-oriented and application-related task formats are required.
In this presentation, Mathias Magdowski from Otto von Guericke University Magdeburg reports on such an exam in the winter semester 2020/2021 in an engineering course on the fundamentals of electrical engineering. The conception of the examination in terms of constructive alignment according to the learning objectives of the course and a comparability of the examination performance to previous years, in which the examinations were conducted as supervised face-to-face examinations before the pandemic, will be discussed. In contrast, the task sheets for the take-home exam were individualized, i.e., each participant was given his or her own tasks, but they were comparable in difficulty, scope, and topic areas. Of course, this requires a large catalog of examination questions and increases the time needed for correction, but the students' handwritten solutions make it very easy to trace the approach and calculation method as well as the intermediate and final results. Compared to pure multiple-choice or number-value-and-unit tasks, students can also very easily write formulas, draw schematics, or sketch diagrams, which can be used to safely uncover many misconceptions.
In addition to the conception and preparation of the examination, the presentation will also deal with its actual implementation, the sending of the examination tasks to the students, the online submission of their solutions as well as the subsequent correction, evaluation, online viewing and archiving of the examination. Furthermore, some experiences, findings and curiosities are discussed, which contribute to the further development and use of such examination formats also outside of presence-restricting pandemic periods. The most important finding to convince engineering examiners who tend to have critical reservations about open-book or take-home exams is the fact that the distribution of grades or total points hardly changes compared to traditional face-to-face exams with very similar tasks.