Zusammenfassung. Fragestellung: Hometreatment war trotz ausreichend vorhandener Evidenz lange Jahre aufgrund klarer Sektorengrenzen zwischen ambulanten und stationären Maßnahmen keine Behandlungsoption für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche in Deutschland. Seit dem Inkrafttreten des „Gesetzes zur Weiterentwicklung der Versorgung und der Vergütung für psychiatrische und psychosomatische Leistungen“ (PsychVVG) am 01.01.2017 kann nun alternativ zu einer stationären Aufnahme eine stationsäquivalente Behandlung (StäB) mit täglichen Kontakten zu Hause angeboten werden. Ziel dieser Arbeit ist es, anhand einer systematischen Literaturrecherche zu Hometreatment von Kindern und Jugendlichen a) mittels bisheriger deutscher Studien die in Deutschland aufgezeigte Effektivität von Hometreatment darzulegen, b) mittels internationaler Reviews Kriterien für effektives Hometreatment zu definieren und c) beides mit dem Angebot StäB abzugleichen. Methode: Systematische Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed, Cochrane Library, PsycINFO und Scopus mit den Suchbegriffen „hometreatment“ AND „children“ bzw. „hometreatment“ AND „adolesc*“. Ergebnisse: Flexibilität, Mobilität, Multidisziplinarität, breites Angebot an Interventionen, Zugang zu Möglichkeiten stationärer Behandlung, ständige Erreichbarkeit (24 Stunden an 7 Tagen in der Woche) sowie täglich ein Kontakt wurde in den Reviews für gelingendes Hometreatment definiert. Auch deutsche Studien zeigten Effektivität: Das Funktionsniveau der Patientinnen und Patienten stieg, die elterliche Kompetenz wuchs, Behandlungsergebnisse blieben stabil, Akzeptanz in Familien bestand. Als besonders effektiv wurde Hometreatment bei externalisierenden Störungen nachgewiesen. Schlussfolgerung: StäB hat mit den vorgegebenen Rahmenbedingungen gute Voraussetzungen, das breite Angebot der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Deutschland mit einem effektiven Behandlungsangebot zu ergänzen.
Abstract. Objective: In the past, home treatment was not available in Germany for children and adolescents with mental health problems. However, enactment of the PsychVVG law on 1 January 2017 has changed this, so that intensive home treatment (stationsäquivalente Behandlung, StäB) can now be offered as an alternative to inpatient treatment. This literature review a) analyzes existing German home treatment studies for effectiveness, b) determines from international reviews criteria for effective home treatment, and c) aligns these with the standardized StäB criteria. Method: We performed a systematic literature search in PubMed, Scopus, PsycINFO, and Cochrane Library referencing “hometreatment AND children” as well as “hometreatment AND adolesc*. Results: Flexibility, mobility, multiprofessionality, a wide spectrum of possible interventions, the option of inpatient admission, 24/7 availability as well as daily treatment sessions have been found to be factors for effective home treatment. In German studies, home treatment was shown to enhance psychosocial functioning, parental competences, long-term effectiveness, and acceptance by the families. The highest effect for home treatment was demonstrated in children and adolescents with externalizing disorders. Conclusion: Intensive home treatment (StäB) meets the criteria identified in the literature and is a good addition to existing treatment options for children and adolescents with mental health problems in Germany.